Der Mann aus dem Schatten: Thriller (Die Rekke-Vargas-Reihe 1) (German Edition) by Lagercrantz David

Der Mann aus dem Schatten: Thriller (Die Rekke-Vargas-Reihe 1) (German Edition) by Lagercrantz David

Autor:Lagercrantz, David [Lagercrantz, David]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2022-02-28T00:00:00+00:00


DREIUNDZWANZIG

Julia hörte ihn schon im Fahrstuhl. Er irrte herum, sprang zwischen den Tonarten, Stücken und freier Improvisation hin und her. Es klang, als bewege er sich durch ein Labyrinth und suche einen Ausweg, was sie noch mehr beunruhigte.

Frau Hanssons Gerede über Selbstmord, das ihr Vater und Micaela dann einfach zurückgewiesen hatten, war ihr zu Hause wieder in den Sinn gekommen und hatte sie nicht schlafen lassen. Verfluchter, schrecklicher Papa. Er konnte so wunderbar sein und messerscharf im Kopf und zugewandter als irgendjemand sonst auf der Welt, doch zu anderen Zeiten, so wie jetzt, war er ein Wrack und ließ es zu, dass andere ihn ausnutzten.

Sie hatte gehört, dass Magnus hier gewesen war und herumgeschnüffelt hatte, und das machte sie wahnsinnig. Denn auch wenn Magnus so tat, als wäre er der beste Bruder der Welt, platzte er in Wirklichkeit förmlich vor Neid. Es war ihre feste Überzeugung, an der sie keine Sekunde zweifelte, dass er ihren Vater vernichten würde, wenn er nur die Chance dafür bekam. Julia holte tief Luft und betrat die Wohnung. Frau Hansson begrüßte sie in der Diele und sah zumindest einigermaßen zufrieden aus.

»Was geht hier vor?«, fragte Julia und zeigte Richtung Wohnzimmer und Flügel.

»Ich weiß nicht genau. Micaela ist da«, antwortete Frau Hansson, als wäre das plötzlich eine Selbstverständlichkeit.

»Zum Teufel, was sind die denn plötzlich so eng?«, murmelte Julia.

Auf dem Weg ins Wohnzimmer blieb sie stehen, weil ihr einfiel, dass sie eben erst einen Joint geraucht hatte. Sie schob sich ein paar Pfefferminzkaugummis aus ihrer Hosentasche in den Mund und begann eilig zu kauen. Auf dem Weg zum Flügel nickte sie Micaela zu, legte dann eine Hand auf den Rücken ihres Vaters und hörte ihn schnüffeln.

Sie war sicher, dass er sie entlarven würde. Doch als er aufhörte zu spielen und sich ihr zuwandte, wirkte es, als würde er sich in einer völlig anderen Welt befinden.

»Was machst du gerade?«, fragte sie.

»Ich denke, nehme ich mal an«, erwiderte er.

Sicherheitshalber rückte sie ein Stück von ihm ab.

»Frau Hansson sagt, Magnus wäre hier gewesen und hätte rumgeschnüffelt.«

»Er besaß die Freundlichkeit, hierherzukommen und ein gewisses Interesse zu zeigen.«

»Könntest du aufhören, so verdammt ironisch zu sein?«, schimpfte sie.

»Ich werde es versuchen. Wie spät ist es?«

»Viertel vor drei«, antwortete sie verwirrt.

»Dann muss ich Gas geben.«

»Wohin willst du?«, fragte Julia.

»Er hat ein Treffen«, erklärte Micaela, die bei ihnen stand und angespannt wirkte.

»Warum musst du plötzlich auf ein Treffen?«, erkundigte sich Julia.

»Ich will ein paar Antworten.«

Sie sah ihn an, das zerzauste Haar und der Schweiß, der ihm auf der Stirn glänzte.

»Dann musst du duschen«, sagte sie.

»Die Zeit habe ich nicht.«

»Dann zieh dir wenigstens etwas anderes an. Du siehst furchtbar aus.«

Er sah auf seine Hände und die Hose, wie um die Sache zu kontrollieren.

»Ein bisschen vielleicht. Aber hol mir doch einfach ein vernünftiges Jackett und einen Mantel, dann wird es schon gehen.«

»Soll es zu diesem Hemd passen?«, fragte sie.

»Wozu auch immer«, sagte er.

»Du siehst aus, als hättest du darin geschlafen.«

»Ich habe darin geschlafen.«

»Mit wem triffst du dich?«, fragte Julia.

»Kleeberger.«

»Sie treffen sich mit Kleeberger?«, fragte Micaela erstaunt und kam etwas näher.



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